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Reise nach Regensburg

Um ein bisschen Abwechslung in meinen Freiwilligendienst zu bringen, unternehme ich auch gerne mal Kurztrips, wie etwa einen Wochenendausflug nach Regensburg, der Partnerstadt von Pilzen. Dort habe ich Maria, die andere Freiwillige von Tandem, besucht.

Regensburg ist eine Grosstadt mit etwa 170.000 Einwohnern und 30.000 Studenten, wodurch die Stadt sehr jung und hipp wirkt. Ihre Geschichte ist dabei sehr reich und geht bis in die Römerzeit zurück. Der Kaiser Marc Aurel gründete im Jahr 179 nämlich das römische Legionslager Castra Regina und legte somit den Geburtsstein des heutigen Regensburg. Seitdem spielte die Stadt eine immense Rolle, wie etwa im Mittelalter. Durch Fernhandel bis nach Paris oder Kiew genoss Regensburg hohes wirtschaftliches Ansehen und verfügte über nicht unerheblichen Reichtum. Auch heute zeugen die romanischen Bauten und die gotische Architektur von der Rolle im Mittelalter.

Weitere wichtige Daten meines Geschichte-Crash-Kurses sind der Bau der steinernen Brücke und die Rolle des Bistums, wodurch es bis heutige wichtige Bauten wie den Dom gibt. Nicht umsonst wurde Regensburg 2006 zum Unesco-Weltkulturerbe ausgezeichnet.

Aber genug Geschichte für heute. Für mich ist Regensburg eine enorm schöne Stadt, die durch ihre Lage an der Donau, den wunderschönen Gebäuden und dem italienischen Flair nur begeistern kann. Maria meinte, dass es ihr wie eine Art Mini Prag, nur mit weniger Touristen, vorkommt,  und ich muss ihr da absolut zustimmen.

Wie schon betont handelt es sich um eine sehr junge Stadt und das sorgt für mich für eine Atmosphäre, in der ich mich sehr wohlfühlen kann. Zum Beispiel gibt es sehr viele alternative Cafes und Läden mit dem gewissen Etwas. Ansonsten gefällt mir es sehr, dass Regensburg perfekt zum Fahrradfahren geeignet ist und Autos an vielen Stellen eher die Ausnahme darstellen. So gab es einige Gässchen nur mit abgestellten Fahrrädern.

Aber apropos Gässchen: Die verwinkelten Strassen und Ecken luden gerne zum Bummeln und Schlendern ein und manchmal habe ich mich mit Absicht verlaufen, weil ich es so schön fand. Malereien an Fassaden, die alten Gebäude und die Natur an einigen Ecken hatten auf jeden Fall ihre Anziehungskraft auf mich. Der spätsommerliche Flair und die recht warmen Temperaturen vergrößerten diesen Effekt. Auch als ich abends an der steinernen Brücke saß und dem Sonnenuntergang zusah, hat hat sich der Eindruck, dass Regensburg eine sehr entspannte Stadt ist, nur bestätigt. Wenn es um die Wahl der Stadt geht, in der ich später mal studieren möchte, ist Regensburg auf jeden Fall ganz vorne mit dabei.

Ansonsten haben Maria und ich uns kulinariusch gut ausgelebt, viel Sightseeing betrieben und einfach mal die Seele baumeln gelassen. Wir waren ausserdem bei einem ukrainischen Benefiz-Konzert, bei dem ukrainische Volkslieder gesungen wurden. Es war sehr interessant und emotional anzusehen, wie schön die Community trotz und wegen der Krisenzeiten zusammenhält und ihre Kultur und Tradition feiert. Der Verein, der dies organiserte, heisst Hromada Regensburg e.V., der sich für ein gemeinsames Miteinander von Regensburgern und Ukrainern einsetzt.

Es waren also zwei wunderbare Tage in řezno. Somit war es vielleicht mein erster, aber sicherlich nicht mein letzter Besuch der Stadt…

Führung durch den Geschichtspark Bärnau-Tachov Foto: Louisa Knobloch
Der mittelalterliche Wehrturm Foto: Knobloch
Sprachanimation bei der Klausurtagung in Bärnau Foto: Knobloch

Klausur in Bärnau

Drei Tage lang waren wir – die Mitarbeiter:innen aus dem Büro in Regensburg und dem Büro in Pilsen –  in Bärnau, einem Örtchen in Bayern. Hier standen viel Planung, etliche Besprechungen und Vorträge auf der Tagesordnung. Erstaulicherweise gab es jedoch auch einige Programmpunkte, die nichts mit dem kommenden Jahr von Tandem zu tun hatten und viel eher Spaß versprachen. Aber von vorn.  

Nach einer anfänglichen Sprachanimation zum Kennenlernen fand der erste Tag im Rahmen des Geschichtsparks statt. Ganz nach dessen Motto „Mittelalter leben und erleben“ erhielten wir eine Führung durch den Park, in dem ein mittelalterliches Dorf steht. Es ist nicht nur ein Freilichtmuseum, sondern vor allem eine museale Rekonstruktion, die die damalige Zeit abbilden und uns in die Lebenswelt unserer Vorfahren eintauchen lassen sollte. So erfuhren wir hier etwas über die mittelalterliche Bau- und Arbeitsweise, die logischerweise von purer Handarbeit ohne elektrische Maschinen geprägt war. Zudem lernten wir kennen, wie die damalige Bevölkerung gelebt hat. Man sah dabei einen eindeutigen Unterschied zwischen der Lebensweise des „gemeinen Mannes“ und der der Oberschicht. Dabei besichtigten wir einen Wehrturm mit künstlichem Wassergraben, das unfertige Haus eines Fürsten sowie einen Schweinestall. Luxus konnte man die Unterkünfte zwar nicht nennen, aber für die damalige Zeit waren sie hochmodern. So zeugten gesägte Bretter und Balken, eine Schmiede  sowie ein Kran von der, zumindest für frühere Verhältnisse, Fortschrittlichkeit.

Nachdem wir uns genau diesen mittelalterlichen Kran angesehen und die Theorie zu allem angehört hatten, gingen wir selbst ans Werk. Wir schleppten Steine, probierten uns als Steinmetze aus und am Ende durften sogar einige den Kran, der eher einer riesigen Zange als dem altbekannten Konstrukt glich, einmal selbst bedienen. Insgesamt wurde während der Führung immer wieder betont, dass alles nach mittelalterlichem Standard gebaut und errichtet wird. Die einzigen Ausnahmen stellen beispielsweise nur das Seil des Lastenzuges oder aber auch Bagger zum Transport der recht großen Steinbrocken dar. Denn wie unser Guide der Führung ganz gut sagte: „Wir wollen authentisch leben, aber nicht authentisch sterben“.

Wir probierten uns aber nicht nur als Bauarbeiter, sondern auch als Jäger aus. Mit Pfeil und Bogen versuchten wir ins Schwarze einer Zielscheibe zu treffen und mit einem Speer in den Wald zu werfen. Die Betonung blieb bei Vielen jedoch auf „versuchten“.

Sehr schön ließen wir den Tag abends mit Spielen, Getränken und vielen kleinen Leckereien ausklingen.

Jedoch sollte es nicht so entspannt bleiben. Nach einer gemächlichen Nacht im – sehr schönen – Hotel ging es direkt mit dem Tagesprogramm los. So stellte jeder Bereich sich und seine Tätigkeiten sowie Ziele vor und es blieb Zeit zum Austausch und um Feedback zu geben. Für mich persönlich wurde es nach einer Weile sehr mühsam, mir die ganzen Konversationen anzuhören und zu verarbeiten und generell hatte ich etwas mit Reizüberflutung zu kämpfen, da es dann doch sehr viele neue Informationen und Gesichter auf einmal waren. Aber immerhin gab es Obst und Kuchen…

Auch der zweite Tag endete wieder mit Spielen und Snacks in einer netten Runde. An diesem Punkt möchte ich auf jeden Fall noch einmal anmerken, wie zuvorkommend und nett alle aus den Büros waren und dass ich sehr viele tolle Gespräche führen konnte.

So ist dann auch noch Freitag, der letzte Tag der Klausur zum Aushalten gewesen. Dieser Tag war von Führungsgrundsätzen, Verabschiedungen und Diskussionen um die Planungsstruktur geprägt. Das Mittagessen sorgte noch für einen gelungenen Abschluss und schon ging es wieder zurück nach Pilsen.

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Zwei Tage in Prag

An einem Wochenende habe ich zusammen mit einer anderen Freiwilligen aus Pilsen einen Kurztrip nach Prag unternommen. Was genau wir erlebt haben, werde ich euch im Folgenden erzählen. 

Los ging es am Samstagmorgen um 7:40 am Busbahnhof in Pilsen. Mit etwas zu wenig Schlaf, hohen Erwartungen und großer Vorfreude machten wir uns auf den Weg in die tschechische Hauptstadt. Nach einer 90-minütigen Fahrt kamen wir schließlich an und ich war direkt von der Atmosphäre wie verzaubert. Die wunderschönen alten Gebäude, Straßenbahnen und süßen Gässchen zogen mich sofort in ihren Bann. An jeder Ecke gab es etwas zu sehen und so kam ich aus dem Fotografieren gar nicht mehr heraus. Da wir uns mit anderen Freiwilligen aus Prag trafen, hatten wir auch direkt andere Personen an unserer Seite, die uns Prag zeigen konnten und sich etwas auskannten. 

Natürlich mussten wir zunächst einmal alle typischen Touristenattraktionen und Sehenswürdigkeiten abklappern und besichtigen. Die Karlsbrücke, vor allem bei Nacht, aber auch etwa die John Lennon Wall waren echte Highlights für mich und definitiv einen Besuch wert. Bei letzterer Attraktion begegnete uns sogar ein Herr, den wir als Doppelgänger von John Lennon enttarnten. Was blieb uns also anderes übrig als mit ihm ein Foto im Beatles-Style zu machen? Außerdem waren wir noch bei dem Kopf von Kafka, was für mich als Literaturliebhaber natürlich eine große Freude war. 

Aber auch ansonsten war der Ausflug ein voller Erfolg. Wir waren insgesamt in einer Gruppe von fünf Mädels unterwegs und so kam auch der Spaß keineswegs zu kurz. So ließen wir uns bei einem Weinfest im botanischen Garten von tschechischen Schlagern (zumindest klang es so für mich) beschallen und auf einer Bootsfahrt erhaschten wir einen ganz anderen Blick auf Prag. Durch die heißen Temperaturen – auch im September- war es zwar etwas anstrengend, aber die Schönheit der Stadt sorgte für den idealen Ausgleich. Wie man also merkt, komme ich aus dem Schwärmen kaum mehr heraus. 

Neben dem Sightseeing-Programm durften natürlich auch die kulinarischen Aspekte keineswegs fehlen. Es ist aber auch schwer, den Leckereien zu widerstehen, wenn einem gefühlt an jeder Ecke der Duft von frischem Trdelnik entgegen weht. Und so kehrten wir nach unglaublichen 18000 Schritten und mit viel Hunger in ein Restaurant ein, das klassische tschechische Gerichte in vegan anbot. Für mich als Vegetarierin war das perfekt, da ich so meine Ernährungsweise beibehalten konnte, aber gleichzeitig auch nicht auf die Nationalgerichte verzichten musste. Als Nachtisch gab es dann noch ein Eis bei „Creme de la Creme“, wo die Schlange zwar sehr lang, aber das Eis dafür umso leckerer war. Die Eisdiele wurde ihrem Namen daher vollkommen gerecht. 

Mit vielen tollen Eindrucken und neuen Freundschaften ging es dann aus Prag am Sonntagabend wieder zurück nach Pilsen. Zwar habe ich an Pilsen ebenfalls meinen Gefallen gefunden; an Prag kommt die Stadt für mich persönlich aber keineswegs heran. Auch wenn das „Paris des Ostens“ sehr viele Touristen und Junggesellenabschiede anzieht, ist für mich die gesamte Stadt mit ihren verschiedenen Vierteln und Seiten ein Ort, in den ich mich nur verlieben konnte. Ich werde also bald wieder herkommen, um noch viel mehr von der Atmosphäre der Stadt aufzunehmen und zu genießen… 

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